Generalversammlung FCT – die Zukunft der 2. Säule
«Die Zukunft der 2. Säule angesichts der disruptiven Auswirkungen der neuen Technologien.» Unter diesem Motto fand am 7. September 2021 die erste physische Generalversammlung der FCT-Gruppe in der Deutschschweiz statt.
Nachdem unsere erste Generalversammlung im vergangenen Jahr coronabedingt nur digital durchgeführt werden konnte, haben wir uns umso mehr gefreut, unsere Partner und Kunden dieses Jahr persönlich in Zürich begrüssen zu dürfen. Und auch 2021 haben wir ein Thema beleuchtet, das aktueller nicht hätte sein können.
Corona hat uns gelehrt, wie schnell sich unsere Arbeitswelt verändert. Von einem Tag auf den anderen sassen wir alle im Homeoffice und für viele von uns sollte das für mehrere Monate auch so bleiben. Unsere Welt entwickelt sich derzeit exponentiell. Neue Technologien wie Robotik, Künstliche oder Erweiterte Intelligenz beeinflussen unseren Alltag bereits heute und werden dies künftig noch viel stärker tun. Diese rasanten Entwicklungen werden grosse Auswirkungen auf unser Leben und unsere Arbeitswelt haben und letztlich auch auf unser Sozialversicherungssystem, das noch immer auf dem konventionellen Modell des späten 20. Jahrhunderts basiert.
Werden wir Menschen in 50 Jahren überhaupt noch arbeiten? Oder werden uns die neuen Technologien bis dann unsere Arbeit abnehmen? Und wer finanziert dann unsere Pensionskassen? Dies sind zentrale Fragen, denen wir uns an der diesjährigen FCT-Generalversammlung gewidmet haben.
Unsere erste Referentin, Isabelle Chappuis, ist Ökonomin, Expertin für Weiterbildung und Autorin. Sie leitet das Swiss Center for Positive Futures der Fakultät HEC Lausanne der Universität Lausanne. Als Futuristin erforscht sie dort die Zukunft der Arbeitswelt und die Rolle des Menschen darin. Isabelle hat uns anhand eindrücklicher Beispiele aufgezeigt, wie die rasante Entwicklung in unserer Arbeitswelt unser Bildungssystem beeinflusst und herausfordert. «New World – die Arbeitswelt von morgen wird eine andere sein.» Nicht nur werden heutige und zukünftige Berufsbilder völlig anders ausgerichtet sein und neue Skills verlangen, auch werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir unser Bildungssystem anpassen, um der rasanten Entwicklung, mit der sich unsere Welt bewegt, Rechnung zu tragen. Wie bereiten wir ein ganzes Bildungssystem auf eine Welt von morgen vor, von der wir nicht einmal wissen, wie genau sie aussieht? «Eine Kristallkugel haben auch wir nicht», sagte Isabelle. Gewisse Trends würden sich zwar abzeichnen. Vor allem aber müssten wir uns bewusst sein, dass wir Menschen uns selbst Sorge tragen müssen. «Human sustainability ist das Stichwort, um gesund und glücklich in die Zukunft zu gehen.»
Unser zweiter Referent war Edy Portmann. Der Informatikprofessor der Schweizerischen Post am Human-IST Institut der Universität Freiburg hat uns in die Welt von Artificial Intelligence und Augmented Intelligence eingeführt. Er hat uns aufgezeigt, warum wir in Zukunft auf Augmented Intelligence – also die erweiterte Intelligenz – statt Artificial Intelligence – Künstliche Intelligenz – setzen müssen. «Es gibt nicht nur, wie Aristoteles einst sagte, wahr oder falsch. 1 oder 0. Mensch oder Maschine. Es gibt wohl doch etwas dazwischen.» Gemäss Edy müssen wir aus diesem Denken, das uns die alten Griechen gelehrt haben, herauskommen. Wir müssen Wege finden, wie Menschen und Maschinen zusammenarbeiten können.
Wie Maschinen die Menschen unterstützen können. Dafür würden nicht nur ökologische Gründe sprechen, sondern eben auch ethische. «Wir Menschen dürfen nicht obsolet werden.» Die Maschine soll uns Menschen nur das abnehmen, was uns das Leben erschwert. Und unsere Arbeit somit einfacher machen. Und nicht jene Tätigkeiten übernehmen, die wir eigentlich gerne machen. Nur so können wir glücklich und zufrieden alt werden und unser Leben geniessen – ganz nach dem Motto: mindful statt mind full.
Für die anschliessende Podiumsdiskussion hat Daniela Walter der Kommunikationsagentur Brisk Match nebst den Referenten noch zwei weitere Gäste begrüssen dürfen. Viviane Wehrle, Beraterin bei Willis Towers Watson, und Alec von Barnekow, Freelance Developer und Präsident der Jungfreisinnigen Freiburg. Gemeinsam haben sie darüber debattiert, wie sich das Leben und die Arbeit von uns Menschen aufgrund von neuen Technologien verändern wird. Was passiert dabei mit uns Menschen, werden wir – oder einige von uns – tatsächlich obsolet? Wie werden die Renten künftig finanziert? Was für Reformen braucht es?
Verschiedene Ansätze sind thematisiert worden, unter anderem:
- Die Pensionskassen könnten zum Beispiel zusätzlich das «Risiko» Umschulung decken. Denn, wir werden wohl – angesichts der rasanten Entwicklungen – nicht mehr ein ganzes Leben denselben Beruf ausüben. Umschulungen und Weiterbildungen werden immer zentraler in unserer Arbeitswelt.
- Das Rentenalter wird erhöht. Denn wir werden immer älter und immer gesünder älter. Das jetzige Rentenalter basiert auf einer Lebenserwartung von knapp 75 Jahren und ist somit nicht mehr zeitgemäss.
- Und schliesslich könnten auch Leistungen, die Technologien wie KI oder Roboter erbringen, versteuert werden, um die Pensionskassen zu finanzieren (Roboterbeiträge anstelle von oder zusammen mit Arbeitnehmerbeiträgen).
Das Fazit der Diskussionsrunde war im Grossen und Ganzen positiv und folgendes: Das Geld wird vorhanden sein, denn durch die Unterstützung von neuen Technologien wird die Wertschöpfung zunehmen. Eine Kernfrage wird sein, wie das Geld dahin gelangt, wo es gebraucht wird – in die berufliche Vorsorge.
Wir freuen uns auf die nächste Generalversammlung, die am 6. September 2022 stattfinden wird!