Celine van Till

Den Everest besteigen: Das erbauliche Beispiel von Celine van Till

 

Celine van Till zuzuhören gleicht einer wundervollen Reise in ein Land, in dem nach ihrem Motto alles möglich ist. Die unglaubliche Reise dieser jungen Frau lässt niemanden unberührt. Denn sie hat es geschafft, Schritt für Schritt alle Höhen sportlicher, beruflicher und persönlicher Herausforderungen, die ihr Leben geprägt haben, zu erklimmen.

 

Mit 17 Jahren stürzt sie während eines Reittrainings im Schweizer Juniorteam mit ihrem Pferd und erlebt ein schweres Hirntrauma. Sie wird teilweise querschnittsgelähmt, sehbehindert und aphasisch. Für sie beginnt ein langer Prozess der Wiederherstellung, bei dem sie zuallererst das Schreiben, Sprechen und Gehen wieder erlernen muss. Mit unermesslichem Mut und ebenso grosser Entschlossenheit gelingt es ihr, wieder zu reiten und ihre Karriere in der Para-Dressur fortzusetzen, unter anderem mit der Teilnahme 2016 an den Paralympischen Spielen in Rio. Nach neuen Herausforderungen strebend, wendet sie sich 2018 wieder der Leichtathletik (100 Meter) zu sowie dem Radsport, wo sie schnell zweifache Europameisterin wird und 2022 die Weltmeisterschaft gewinnt.

 

Heute verfolgt Celine nicht nur eine brillante Sportkarriere, sie ist auch Unternehmerin und Rednerin, Autorin zweier Bücher und sie engagiert sich in der Politik. Inmitten dieser Intensität an Aktivitäten findet sie freundlicherweise Zeit, uns ein Interview zu geben, um über ihre Karriere zu sprechen und darüber, wie wichtig es ist, sich schon sehr früh für die eigene berufliche Vorsorge zu interessieren.

 

Celine, dein Leben gleicht einer ständigen Herausforderung. Diese bringt dich dazu, deine eigenen Grenzen immer wieder auszuloten, um deinen persönlichen Everest Schritt für Schritt zu erklimmen. Woher nimmst du diese Kraft, die dich trägt und vorwärtsbringt, trotz aller Prüfsteine, die du überwinden musstest?

 

Meine erste grosse Herausforderung war mein schwerer Unfall. Das Schädel-Hirn-Trauma hat mich gezwungen, viele Hindernisse zu überwinden, denen mich die Gesellschaft gegenüberstellt: Diese ist diesem Umstand gegenüber nicht ausreichend aufgeschlossen, insbesondere was die Bereiche Wohnraum, Mobilität und Arbeit betrifft. Heute besteht mein persönlicher Everest darin, meine Mission zu erfüllen: Das heisst, anderen Menschen in schwierigen Situationen zu helfen, sie dazu zu bringen, kämpfen zu wollen, und sie durch mein Vorbild zu inspirieren. Damit mir dies gelingt, habe ich mehrere Möglichkeiten: Elitesport, meine Tätigkeit als Rednerin, die schriftstellerische Tätigkeit, die Tätigkeit im Verband "Tout est Possible" oder mein politisches Engagement. Geben, ohne zu erwarten, fortlaufend zu versuchen, anderen eine Menge Kraft zu übertragen, dies erfüllt mich mit dieser so wertvollen Energie, die einen positiven Kreislauf auslöst und mich stärker macht.

 

Was rätst du, wenn es gilt, Momente des Zweifels, der Entmutigung oder der Wut zu überwinden? 

Erstens halte ich es für wichtig, diese Emotionen anzunehmen: Sie erfüllen einen Zweck dadurch, dass sie existieren. Dennoch muss man wissen, wie mit ihnen umzugehen ist, denn die Höhen und Tiefen sind Teil des Lebens. Durch eigene Arbeit ist es möglich, auf diese Gedanken Einfluss zu nehmen, sie zu entschlüsseln und sie durch positivere zu ersetzen. Dieses Bewusstsein ermöglicht es mir, mit den Hindernissen besser umzugehen. Ich habe mich entschieden, Fehlschläge nicht als Selbstzweck zu begreifen, sondern vielmehr als Mittel, seinen Weg neu zu justieren.

 

Du hast dich kürzlich für den Grossen Rat von Genf beworben. Was sind die Hauptthemen, die du vertreten möchtest?

Ich bin entschlossen, eine Vision einzubringen, die für Werte steht. Obwohl ich mich für viele Themen interessiere wie Wohnraum und Mobilität, sind meine bevorzugten Bereiche das Soziale und der Sport. Mich beschäftigt die mit der Sozialhilfe verbundene Problematik sehr und ich davon überzeugt, dass es ein besseres System sowohl für die Begünstigten wie auch für den Staat geben könnte. Dazu habe ich erst kürzlich zwei Artikel in meinem Blog von Le Temps veröffentlicht.

(Der Blog von Celine Van Till «Tout est possible» («Alles ist möglich») auf Le Temps erscheint in Französisch.)

 

Welche Botschaft möchtest du mit Blick auf die berufliche Vorsorge vermitteln, um junge Menschen, Sportler und Sportlerinnen und ganz einfach alle von uns zu ermutigen, sich ohne Umschweife dafür zu interessieren?

Für mich ist die stärkste Botschaft, dass man sich unbedingt so schnell wie möglich mit seiner Vorsorge befassen sollte, da man nicht weiss, was das Leben für einen bereithält. Unvorhergesehene Ereignisse, wie das, was ich erlebt habe mit dem Unfall, können jederzeit eintreffen. Wenn man einmal "teilweise invalid" ist, wird es sehr kompliziert, eine berufliche Vorsorgelösung zu finden. Daher ist es nie zu früh, über die eigene Vorsorge nachzudenken!

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Tausend Dank für dieses Interview Celine und dafür, dass du uns eine Quelle der Inspiration und ein Beispiel für Resilienz bist. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen vielen Aktivitäten und viel Glück für deine kommenden Sportwettkämpfe.

Die FCT-Gruppe ist stolz darauf, Celine van Till bei ihrer sportlichen Laufbahn zu unterstützen. Durch ihre Leidenschaft, ihre Unabhängigkeit und ihr Engagement verkörpert sie Werte, die uns in unserer Tätigkeit den Kunden und den Versicherten gegenüber immer wieder antreiben.

Celine van Till

Celine van Till, ©Antonio Gambuzza